Travel

Israel – Teil 1

Israelische Gastfreundschaft

 

„They can be very nosey“, nickt Amots Hetzroni zustimmend, als ich ihm von meinen Erlebnissen bei der israelischen Passkontrolle erzähle. Es ist halb zwei Uhr Früh, als ich in Tel Aviv lande und dass ich dementsprechend müde bin, war der jungen Dame am Immigrations-Schalter herzlich egal. „Wohin, mit wem und warum? …und überhaupt!“

So liefen die Dinge hier nunmal, meint Amots verständnisvoll, als er den Zettel mit meinem Namen darauf zerknüllt und wegwirft. Übermorgen werde ich die Hochzeit seines Sohnes fotografieren und er war so nett, mich vom Flughafen abzuholen.

Es ist meine erste Reise nach Israel und mein Kopf ist bis oben hin voll mit Halbwissen und Klischees. Das erste wird gleich am nächsten Tag beim Frühstück zerstört, als ich mit Alon und Erica – dem Brautpaar – den Ablauf der Hochzeit durchgehe: kein Beten, kein Tanzen, kein Rabbi. Die Hetzronis sind das, was man im Kontext des Landes „sekuläre Juden“ nennt und sogar für die sind sie noch ziemlich liberal. Die Tatsache, dass die gesamte Familie 6 Jahre in den USA gelebt hat, macht sich durch Alons akzentfreies Englisch schnell bemerkbar und auch sonst könnte das Wohnzimmer, in dem ich sitze so ziemlich überall auf der Welt beheimatet sein. Lediglich das angenehm warme Klima und der Duft des Guavenbaums im Garten verraten, dass wir uns ein Stückchen nördlich von Tel Aviv in einer recht ländlichen Gegend befinden. Ein bisschen Tradition muss dann aber schon sein und so mixen Alon, der jüdische Landbursche und Erica, das chinesische Stadtmädchen kurzerhand ihre liebsten Traditionen zu einem mondänen Hochzeitscocktail.

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Wir springen 2 Tage weiter. Die Hochzeit ist gut über die Bühne gegangen und die Hetzronis laden Freunde und Verwandtschaft zu einem Brunch im Garten ein. Zu den Freunden zähle mittlerweile anscheinend auch ich. Seit meiner Ankunft bekocht und bewirtet man mich wie einen Staatsgast. Heute gibt es Focacci und Pizza aus dem hauseigenen Freiluft-Steinofen, den Oren – Alons älterer Bruder – selbst gebaut hat. An ein paar freien Wochenende habe er das Ding zusammen mit einem Freund aufgestellt meint er lapidar über diese architektonische Meisterleistung, die jedem gestandenen Neapolitaner Tränen der Rührung in die Augen treiben würde. Auch das Haus, in dem er mit seiner Familie wohnt, hat er selbst gebaut. Ebenfalls an den Wochenenden, als Abwechslung von seinem Job als Industrie Designer. Dass ich mit einem durchschnittlichen Ikea Regal schon überfordert bin, erwähne ich lieber nicht und beiße stattdessen lieber in einen der selbstgemachten Cupcakes von Orens Frau Judi. Morgen werden wir recht früh nach Jerusalem aufbrechen und mit der Entspannung wird es dort aus mehreren Gründen vorbei sein. Aber dazu kommen wir noch.

 

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