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Singita II

Wenn es uns in Singita an einem mangelte, dann war es schlicht und ergreifend Langeweile. Lange bevor sich die afrikanische Sonne über die Savannen des Kruger Nationalparks hob, erreichte mich jeden Morgen um 5 Uhr der Wakeup Call der Rezeption und die erste Aufgabe des Tages bestand darin im Stockfinsteren unter dem Moskitonetz heraus nach dem Telefon zu fischen, ohne dabei das ganze Nachtkästchen samt Keramiklampe abzuräumen. Nach einem schnellen Kaffee in der Lobby gings dann auch pünktlich zum Sonnenaufgang los auf Morgensafari. Jede Gruppe verbrachte die 4 Tage mit demselben Team aus Ranger und Spurenleser und so durften wir unsere Zeit mit Ricardo, einem Biologen aus Mexiko, und Lawrence, der quasi ums Eck aufgewachsen war und die Gegend wie seine Westentasche kannte, verbringen.

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Die zwei waren ein eingespieltes Team, verbrachten sie doch seit Jahren so gut wie jeden Tag gemeinsam im Busch. „Irgendwie ist man fast wie verheiratet“, meinte Ricardo, der vor 4 Jahren lediglich ein Praktikum in Südafrika machen wollte, hier aber dann seine Berufung als Wildhüter fand. Für Lawrence war der Gig als Fährtenleser wohl aufgelegt. Er stammt aus einem der wenigen Dörfer in der Umgebung und strich schon als kleiner Junge durchs hohe Gras der endlosen Ebenen. Er kennt alle Tiere mit dem Vornamen und den Nutzen von jedem Kraut, das da so wächst.

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Das eine ist giftig, das andere gut gegen…oder wars umgekehrt?

Aber vorallem sind beide Spezialisten in einer Disziplin: Wildtiere aufzuspüren. Kaum ein paar Minuten vergehen, wo Lawrence nicht rufend seinen Zeigefinger in die Landschaft streckt oder Ricardo die Zugrichtung einer Herde nicht richtig antizipiert hat. Wenn Afrika-Touristen nägelkauend hoffen, ein zwei Impala-Hörner aus dem Dickicht ragen zu sehen, bevor sie wieder abreisen müssen, kann ich diese Furcht zu diesem Zeitpunkt nicht ganz teilen: ich komme mit dem Zählen nicht mehr nach. Und ich bin irgendwie mittendrin.

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Und „mittendrin“ ist sicherlich nicht übertrieben.

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Ricardo erklärte mir, dass einerseits großen Wert darauf gelegt wird, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung nicht zu stören, die Tiere aber andererseits von Geburt an an die Landrover gewöhnt sind und wissen, dass ihnen keine Gefahr droht. Die Gleichgültigkeit vorallem der großen Raubkatzen sucht jedenfalls ihresgleichen. Aber auch die Elefanten sind die meiste Zeit ziemlich entspannt in der Nähe der Autos. Wenn man Pech hat, schlendert so ein Dickhäuter schon mal gemütlich den Weg entlang, den man gerade mit dem Auto befahren wollte. Und weil Elefanten immer Vorrang haben, bleibt einem dann nichts anderes übrig, als in Schrittgeschwindigkeit hintendrein zu tuckern.

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Es gibt aber auch Zeiten, da ists mit der Gemütlichkeit dann vorbei. Aber dazu nächstes Mal mehr…

 

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