Singita III
Wir waren also bei den Elefanten stehengeblieben. Im Normalfall sind die Dickerchen ja äußerst gleichgültig gegenüber allem, was sich da unter ihrer Schulterhöhe bewegt, wären da nicht die Hormone. Kommt nämlich einer der Herren in die Brunft, ist er mitunter etwas „angespannt“ – dem erhöhten Testosteronhaushalt sei Dank. Begegnet man dann unvermutet einem solchen Bullen irgendwo im Busch, ist man gut beraten Abstand zu halten, wenn man nicht nähere Bekanntschaft mit 5 Tonnen Lebendgewicht machen möchte. Zum Glück riecht man einen brünftigen Elefanten zirka eine Meile gegen den Wind. Glaubt mir – ich habs erlebt.
Daher tragen die Ranger auch immer ein Gewehr bei sich. Um deeskalierende Konversation schert man sich im Tierreich unter Umständen nämlich nicht.
Aber Ricardo ist alles andere als ein Waffennarr. Die Frage, ob er sein Gewehr schon einmal benutzen musste, verneint er mit sichtlicher Erleichterung. Ein paar Räubergeschichten haben er und Lawrence aber schon auf Lager. Etwa als sie beide von einem wildgewordenen Nashorn um ihren Landrover gejagt und dabei von den Touristen gefilmt wurden. Überhaupt ist es eine Wohltat mit den beiden Zeit zu verbringen, über die Natur zu plaudern und mitten in der Savanne – ganz österreichisch – eine nette Kaffeejause zu genießen.
Das wissen auch unsere beiden amerikanischen Kollegen, Jimi und Sandy, zu schätzen. Die zwei sind unserem Ruf aus dem fernen Las Vegas gefolgt und kümmern sich um die bewegten Bilder auf unserer Reise. Darüberhinaus entpuppen sie sich als unfassbar entspannte und angenehme Reisegefährten, mit einer geradezu ansteckenden Begeisterung für Videografie. Jimi verbringt die halbe Zeit sowieso meistens auf allen Vieren und auf der Suche nach dem „perfect angle“.
Ein weiteres Highlight ist die Drohne, die die beiden für Luftaufnahmen mitgebracht haben. In Singita ein absolutes Novum. Dementsprechend groß ist das Interesse der Ranger, die neugierig die Reaktion der Tiere auf den surrenden Riesenkäfer beobachten. Panik bricht im Park zwar nicht aus, aber die Begeisterung über die fliegende Lärmquelle hält sich bei den meisten tierischen Bewohnern eher in Grenzen. Ein paar nette Videos gelingen uns aber trotzdem.
Irgendwie vergeht die Zeit auf Safari dann doch rasend schnell. Meine Speicherkarten füllen sich zwar in Rekordzeit mit schönen Motiven, an die immer näher rückende Abreise will ich aber gar nicht denken. Ich habe das Gefühl, Wochen hier im Busch verbringen zu können, ohne dass mir auch nur eine Minute langweilig werden könnte. Mama Afrika wüsste mit mich mit ihren Reizen schon zu unterhalten.